Gestern war ich nicht in der Klinik. Eigentlich war es auch so abgemacht. Morgens sollte noch eine Untersuchung beim HNO stattfinden, von der uns gesagt wurde, dass wir ordentlich Wartezeit mitbringen sollten. Es ist schon anstrengend genug, ein Kleinkind über zwei Stunden zu beschäftigen, aber dann auch noch ein Baby dabei zu haben ist im Moment einfach etwas viel.
So habe ich mich dazu entschieden, ein Hilfsangebot von einer wahnsinnig netten Mama anzunehmen und den Babysohn bespaßen zu lassen, um mich ein wenig um den Haushalt zu kümmern. Da die Große immer noch vor sich hin schnieft war auch ein Nachmittagsbesuch nicht drin.
Als mein Wecker klingelt merke ich schnell, dass die unregelmäßigen Schlafzeiten der letzten anderthalb Wochen sich bemerkbar machen. Ich habe Migräne. Die Große will nicht aufstehen, zu allem Überfluss fängt auch noch das Baby an zu schnöddern. Das ist dann irgendwie endgültig zu viel für mich. Die Tränen rinnen und ich kann mich kaum beruhigen. Irgendwann ist dann die Große doch aus dem Haus und ich lege mich nochmal hin, bis meine Hilfe kommt. Die Kopfschmerzen werden besser und ich erinnere mich daran, dass meine Freundin mir die Nummer einer Freundin gegeben hat, die bei der Diakonie arbeitet und mir vielleicht weiter helfen kann. Ich nehme Kontakt auf, weil ich nun wirklich merke, dass die Kräfte schwinden. Wir führen ein Gespräch über mögliche Hilfen in unserer Situation und ich fühle mich ein wenig besser. Auch meine heutige Hilfe kommt und ich kann ein wenig putzen.
Als die Große am Mittag aus der Schule kommt und wir die üblichen Routinen (Essen, Hausaufgaben) hinter uns haben trifft es mich nochmal. Ich habe trotz strahlendem Sonnenschein nicht das Bedürfnis, raus zu gehen. Ich weiß, dass ich irgendwas tun muss, damit ich nicht wieder vor ihr zusammenbreche. Übersprungshandlung: Wir fahren zu Ikea. Immerhin kann ich so endlich den Topf ersetzen, der mir vor kurzem kaputt gegangen ist. Wer weiß, wann wir dort sonst wieder hin kommen.
Am Abend telefonieren wir. Es war kein schöner Tag ohne die beiden.
Heute morgen ging es besser.
Die Ärzte machen uns Hoffnung. Morgen (also am Freitag) gibt es die nächste Chemo und es soll noch ein Ultraschall der Nieren gemacht werden. Dann geht es nach Hause. Sie ist von der Dauer-Glucose-Infusion ab, das Fieber kommt nicht wieder.
Ich wage noch nicht wirklich, mich zu freuen. Zum Einen habe ich Angst, dass doch noch etwas dazwischen kommt, zum Anderen habe ich einfach immer noch Angst vor dem neuen Alltag.
Das Maimädchen ist so gut drauf wie eh und jeh. Alles wird gut. Wir hoffen weiter.
Mirja
Das hört sich erst mal doch gut an! Das wird!
Und du heule ruhig, das befreit und muss sein!
Ganz liebe Grüße Mirja