Draußen stürmt und schneit es. Es ist kalt, nass und ungemütlich. So richtig hell wird es heute wohl nicht werden.
Und doch ist da eine Ahnung vom nahenden Frühling. Zwischen dem wegtauenden Schnee bahnen sich Krokusse und Schneeglöckchen ihren Weg nach draußen. Tanken Kraft mit Hilfe der Sonne, die uns hier bei Eiseskälte letzte Woche gezeigt hat, dass der Winter auch wunderschöne Seiten hat und uns ahnen lassen hat, dass der Frühling wieder kommt. Dass jede trübe Zeit irgendwann vorüber ist und wieder helle Tage kommen.
Geduld – Mein großes Zauberwort. Im vergangenen, wie auch dieses Jahr. Irgendwann kommt die Wärme. Irgendwann wird alles gut.
Hoffnung – Diese gilt es, dabei nicht zu verlieren. Auch wenn man manchmal kein Licht sieht, es bitterkalt ist und man das Gefühl hat, auf der Stelle zu stehen.
Zuversicht – Mit jedem Tag ein bisschen mehr. An einigen Tagen fällt das schwerer, als an Anderen.
Das Maimädchen ist im Kindergarten. Den ersten Tag ganz allein. In der letzten Woche hatten wir „Eingewöhnung“. Es lief so gut, dass ich heute den ersten Tag ganz zu Hause bleibe. Gerade an der Tür hat sie mich „rausgeschmissen“, also einmal zur Tür raus geschubst. So machen das die großen Kinder dort und jetzt feiert sie Karneval.
Sie ist unglaublich glücklich dort. Es ist so schön zu sehen, wie sie gerade aufblüht, wie sie zu Hause vom Kindergarten erzählt. Jeden Abend fragt sie, ob wir morgen wieder in den Kindergarten gehen und wenn wir das bejahen, führt sie hier Freudentänze auf.
Es war die richtige Entscheidung. Lange haben wir überlegt, ob wir das Risiko eingehen. Noch bekommt sie Chemo und der zentrale Venenkatheter liegt noch, aber von ärztlicher Seite haben wir das OK bekommen. Die Blutwerte lassen es zu, dass sie in den Kindergarten geht. Ihre Freude zeigt uns, dass das der richtige Weg ist.
Der Vollmondjunge sitzt im Carrier auf meinem Rücken und ist kurz vorm Einschlafen. Er ist so groß geworden. Von Baby kann keine Rede mehr sein. Ein richtiges kleines Kind ist er nun. Er läuft schon seit fünf Monaten, tanzt und spielt viel mit seinen beiden großen Schwestern.
Die Große ist in der Schule. Auch sie feiert heute Karneval; Freut sich, wenn wir das Maimädchen gemeinsam aus dem Kindergarten abholen.
So habe ich tatsächlich nach langer Zeit mal wieder etwas Luft, um mich hier zu melden.
Zu viel Kraft war in den letzten Monaten nötig, um nicht im Chaos zu versinken. Je ruhiger es von Außen wird, desto mehr meldet sich das Innen und mir wird Stück für Stück bewusst, was da letztes Jahr alles passiert ist. Der Körper schaltet vom Handeln ins Denken und das ist manchmal verdammt schwer. Es dauert wohl noch einige Zeit, bis das alles verarbeitet ist.
Doch wenn wir voller Zuversicht in dieses Jahr blicken, dann konzentrieren wir uns darauf, dass wir nur noch zwei Chemos vor uns haben, bevor im April die Abschlussuntersuchung ansteht und dann auch der zentrale Venenkatheter entfernt werden kann. Wir hoffen, dass das MRT in Ordnung ist und freuen uns darauf, dass wir wieder unbeschwert draußen spielen können, schwimmen gehen dürfen.
Durch die Reduzierung der Chemo auf eine monatliche Gabe haben wir jetzt schon endlich wieder Möglichkeiten, uns unter Leute zu begeben. Wir waren in der Bücherei, für nächsten Monat steht das Kinderturnen wieder an. Wir wagen uns langsam aus unserem Schneckenhaus heraus. Das tut uns allen gut.
Es geht voran. In kleinen Schritten. Geduld ist das Zauberwort.