Eine Familie mit 3 Kindern - ein Kinderspiel.

Tschüss Herr Willms! Auf nimmer Wiedersehen bitte!

„Hallo Schatz, Frau S. rief gerade an. Sie wollte nur mitteilen, dass der Befund des MRT da sei. Und es keine Tumorreste mehr gibt. Der Befund wird dann auch im System zu finden sein. So dass die Chirurgen diesen auch finden. Der Operation am Donnerstag steht somit nichts mehr im Wege.“

Das war die Nachricht, die ich nachmittags am Tag nach dem Abschluss-MRT bekam. Ich saß in einem Seminar, wir sollten gerade die Teilnahmezertifikate bekommen und ich habe gesehen, dass mein Mann mir eine Nachricht geschrieben hat. Ich glaube, es gibt niemanden außer mir, der sein Zertifikat über die Belehrung nach §43 Infektionsschutzgesetz (früher war das das Gesundheitszeugnis) mit Tränen in den Augen entgegen genommen hat. Das sorgte für erstaunte Blicke, war mir in dem Moment aber ziemlich egal.

Den ersten riesengroßen Schritt hatten wir geschafft! Keine Tumorreste. Nach dem MRT sind wir direkt bei den Chirurgen vorbei gegangen, um das Aufklärungsgespräch für die Katheterentfernung hinter uns zu bringen. Was einem da über mögliche Komplikationen erzählt wird, möchte man zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr hören. Auch wenn der größte Schritt geschafft war, war da ein Heidenrespekt vor dieser letzten kleinen OP.
Nun also der positive Abschlussbericht und damit die Zusage für die OP. Acht Tage nach dem Abschluss-MRT wurde der zentrale Venenkatheter dann auch schon gezogen:

Das Maimädchen fuhr früh morgens mit dem Papa ins Krankenhaus. Nachdem ich die Große für die Schule fertig gemacht, den Hund versorgt und noch ein paar Besorgungen gemacht hatte, fuhr auch ich ins Krankenhaus. Immer in Kontakt mit meinem Mann, der mir erzählte, was gerade im Krankenhaus passiert: Die OP verzögert sich, da das Team noch beim vorherigen Patienten ist; sie hat ihr Beruhigungsmittel bekommen; sie ist drin. Und dann die erlösende Nachricht:

„Ärztin war kurz hier. Katheter ist raus. Keine Komplikationen. Und wir bekommen ihn mit ..“

Und das ist er:

Der Katheter. Oder zumindest das Stück, das außen sichtbar war, den Rest haben sie nämlich abgeschnitten und entsorgt.

Ein weiterer Stein fiel mir vom Herzen.

Sollte das jetzt alles endlich vorbei sein? Keine Chemos mehr, keine blöden Antibiotikagaben, keine Angst mehr vor Fieber, keine wöchentlichen Krankenhausbesuche mehr? Endlich wieder leben? Im Matsch spielen, schwimmen gehen, draußen spielen ohne Angst vor Bakterien, Pilzen oder irgendwelchen Erkältungsviren, alles essen, was schmeckt: Himbeeren, Erdbeeren, Müsli, Camembert, Frischkäse von der Käsetheke…. Unvorstellbar!

Wir haben das ganze Wochenende gefeiert! Nicht so, wie man sich das vielleicht vorstellt. Wir haben nicht angestoßen, keine Party gemacht. Wir haben die Kinder einfach nur spielen lassen, machen lassen. Frei. Ohne störende Verbote. Und uns dazu gesetzt, zugeschaut, genossen. Und uns gefreut.

Um Weihnachten herum hatten wir Besuch. Von einer Familie, die auch ein krankes Kind hat. Diese Familie hat auch schon so einiges mitgemacht und die Mama sagte im Gespräch zu mir: „Im Umgang mit einer schweren Krankheit des Kindes sieht man auf einmal vieles mit anderen Augen. Ich habe gelernt, vieles nicht als selbstverständlich anzusehen und mich viel mehr an den alltäglichen Dingen zu erfreuen.“ Lange habe ich mit diesem Satz gehadert. Es fiel mir schwer, mich an den alltäglichen Dingen zu freuen, solange ich mitten in dem ganzen Mist steckte. Ich hatte kaum Augen dafür. War zu sehr in meiner Welt gefangen, die geprägt war von Hoffnung und Geduld und so wenig aus Zuversicht bestand.
Heute kann ich dieser Mama zustimmen. Ich sitze hier im Garten, bei 27° unter dem Sonnenschirm. Um mich herum spielen die Kinder. Der Sohn der Herzensfreundin ist da. Immer wieder tobt eines der Kinder um mich herum, an mir vorbei. Ich höre Kinderlachen, Freudenschreie. Und ich freue mich.

Auch im Kindergarten wurde gefeiert. Eines der Kinder kam auf die Idee, eine Party zu machen, weil das Maimädchen wieder gesund ist. Ist das nicht schön? Als ich das gehört habe, bin ich direkt wieder in Tränen ausgebrochen. Das Maimädchen hat die Party wohl sehr genossen. Sie hat erzählt, dass viel getanzt wurde 🙂

Und so leben wir uns langsam ein in unseren neuen Alltag, der eigentlich so alltäglich ist und doch wieder nicht.

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  1. Mirja

    Heureka!!! Ihr habt es alle geschafft! Ich freue mich so für euch!!!!

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